Historie

Seit 2004 war das Beguinenhaus am historischen Salzmarkt in der Hansestadt Havelberg Informations- und Anlaufstelle für den nördlichen Bereich des Biosphärenreservates Mittelelbe. Die Lage des Objektes im Besucherstrom der Stadt war sehr günstig, die räumlichen Möglichkeiten für die Präsentation und Information waren jedoch begrenzt bzw. völlig unzureichend. Aus diesem Grund sowie der nahezu flächendeckenden Präsenz des europäischen Schutzgebietssystems NATURA 2000 entlang der Flussauen von Elbe und Havel entstand die Idee eines Natura 2000-Informationszentrums. Bereits 2008/2009 erfolgten hierzu die ersten Arbeitsgespräche zwischen den Vertretern des Biosphärenreservates Mittelelbe, der Stadt Havelberg und dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt. Ziel war es, für die BUGA 2015 das neue Informationszentrum in Havelberg zu errichten, wobei die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe als Bauherr das Zentrum auch nach der BUGA dauerhaft betreibt.

Als Standort für die Umsetzung des EU-geförderten Projektes wurde die Fläche des ehemaligen Betonwerkes in unmittelbarer Nähe zur Havel ausgewählt. Ende 2012 hat die Stadt Havelberg mit den Abrissarbeiten begonnen und die Industriebrache komplett zurückgebaut. Neben dem Areal des neuen Infozentrums wurde dort auch ein großer Parkplatz für die BUGA 2015 geschaffen. Als Kooperationspartner hat der NABU Anfang 2014 den unter dem Gelände des einstigen Havelberger Baustoffwerkes verfüllten Havel-Altarm neu ausgebaggert, sodass die ehemalige Petroleuminsel teilweise wiederentstand. Der im Mai 2014 fertiggestellte Altarmanschluss orientiert sich am größten europäischen Fluss-Renaturierungsprojekt, welches auch als Beispielprojekt für das Management von Natura 2000-Gebieten in das Ausstellungskonzept des Informationszentrums miteingebunden ist.

Am 26.06.2014 war Baustart für das neue Informationszentrum. Der offizielle Name „Haus der Flüsse“ entstand einige Wochen später und lässt auf den inhaltlichen Schwerpunkt des Hauses schließen. Hier wird das Flusssystem Elbe-Havel mit seinen Auenlandschaften, die Lebensräume mit der dazugehörigen Tier- und Pflanzenwelt sowie die Nutzung der Region durch den Menschen präsentiert. Die Besucher erhalten auch Informationen zum Weltnetz der UNESCO-Biosphärenreservate und zum europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000. Somit dient das „Haus der Flüsse“ als Ort für Informations- und Bildungsarbeit auf Basis aktueller Multimedia- und Interaktionstechnologien sowie als Initial zum selbstständigen Erkunden des Biosphärenreservats.

Im Außenbereich wird das länderübergreifende Naturschutzgroßprojekt zur Renaturierung der Unteren Havelniederung beispielhaft durch die Wiederanbindung des Havel-Altarms präsentiert. Im April 2015 wurde der Steg zur wiederentstandenen Petroleuminsel fertiggestellt, der den neuen Altarm überbrückt und zu einer Aussichtsplattform führt.

Zum BUGA-Start am 18.04.2015 wurde das Außengelände des Natura 2000-Informationszentrums eröffnet. Passend zum zentralen Thema der Innenausstellung gibt es unterschiedliche Umweltbildungsstationen sowie einen Wasserspielplatz zu entdecken.

Am 13.07.2015, nach rund 12 Monaten des ersten Spatenstichs, wurde das Haus der Flüsse − Natura 2000-Informationszentrum des Biosphärenreservates Mittelelbe feierlich durch den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt Dr. Reiner Haseloff und den Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Hermann Onko Aeikens eröffnet.

Bilder zur Entstehung vom Haus der Flüsse

Architektur

Bei einem Besuch der Hansestadt Havelberg fällt beim Erkunden der Altstadtinsel schon von Weitem ein großer, gestaltloser Baukörper auf der anderen Seite des Havelufers auf: das Haus der Flüsse − Natura 2000-Informationszentrum des Biosphärenreservates Mittelelbe. Der hochgedämmte Holzbau befindet sich auf einer ehemaligen Industriebrache und bildet den städtebaulichen Rücken für die neu errichtete Gesamtanlage. Beim genauen Betrachten des Hauses scheint sich die charakteristische Brettfassade vor allem im unteren Bereich aufzublättern bzw. abzuschälen. Die aufgespreizte Stülpschalung lässt in Kombination mit der Form des Hauses gedanklichen Spielraum zum Entdecken einer in der Natur vorkommenden Ähnlichkeit. Im Inneren des Gebäudes bieten eine Empore und großflächige Verglasungen dem Besucher überraschende Perspektiven und ermöglichen Ausblicke auf den wiederentstandenen Havelarm, in den Themenpark und zur Altstadtinsel sowie zum Havelberger Dom. Darüber hinaus ist der Holzbau mit einer selbstschützenden Lärchenholzverkleidung auch ein Beispiel für ressourcenschonende und möglichst naturverträgliche Bauweise: Dachbegrünung, Vogelschutzglas, Geothermie, Lüftung mit neunzigprozentiger Wärmerückgewinnung und der konsequente Einsatz von LED-Technik runden das Nachhaltigkeitskonzept ab.

Vor dem Haus der Flüsse, mit Blick auf die Havel, ist ein großer Themenpark entstanden: hier wird die Ausstellung vom Inneren des Infozentrums im Außenbereich weitergeführt. Die Besucher können hier unter freiem Himmel die Auenlandschaft direkt erleben. Spiel- und Lernstationen rund um das Thema „der Fluss und seine Aue“ sowie ein Wasserspielplatz laden zum Forschen und Experimentieren ein. Die Auenlandschaft mit ihrer Gliederung in verschiedene Zonen wird durch die Bepflanzung visualisiert. Im Mittelpunkt stehen die naturnahe Gestaltung und das Vorkommen der für die Auenlandschaft typischen Pflanzengesellschaften. So bestimmen Wildstauden und Gräser das Bild der Freiflächen und zeigen ihren wilden Charme. Das Außengelände bildet zusammen mit dem Gebäude durch Materialwahl und formale Details eine Einheit und fügt sich so optisch in das Stadtbild Havelbergs ein.

Fakten und Zahlen zum Informationszentrum "Haus der Flüsse"

Bereich Konzept Behörde/Firma Umfang Planungszeitraum 

Bauherr

 

 

Projektleitung

 

 

Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe

 

 

Idee, Planung und Bau eines NATURA 2000-Informationszentrums

2008 - 2015

Finanzierung

 

 

 

 

 
  • ELER: Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (75 %)
  • Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt 
  • Landesregierung Sachsen-Anhalt (25 %)
  • Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt

Netto ca. 3,8 Millionen €
Netto ca. 1,3 Millionen €
zzgl. Mehrwertsteuer

Förderperiode

2007 - 2013

Architektur Haus der Flüsse

 

 

Bauplanung und -leitung

 

 

d-werk Planungsgesellschaft mbH
Däschler Architekten Ingenieure GmbH
Halle (Saale)
Herr Dipl. Ing. Christian Däschler

Volumen des Hauses:
6.050 m³ umbauter Raum

2011 - 2014

Außenanlagen und Steganlage 

 

Planung der Landschafts-gestaltung, Brückenbau, Terrasse und Wasserspielplatz

PLANTRAUM Freiraumarchitekten
Halle (Saale)
Herr Dipl. Ing. Stefan Petrat

Fläche des Außenbereichs:
ca. 14.000 m²

2012 - 2014

Innenarchitektur und Außengelände

 

 

 

 Ausstellungsplanung, raumbildender Ausbau

 

 

 

ö-Konzept
Agentur für integrierte Kommunikation GmbH & Co. KG
Halle (Saale)
Herr Dipl. Designer Hans-Ulrich Werchan

Dauerausstellung:
27 Stationen unterschiedlichen

Inhalts/Aufbaus auf ca. 350 m²
12 didaktische Außenstationen

 

2011 - 2015

Rückblick auf die Bundesgartenschau 2015

Die Bundesgartenschau war etwas ganz Besonderes: zum ersten Mal in der Geschichte der BUGA war eine ganze Region Gastgeber. Am 11. Oktober 2015 schloss die BUGA ihre Tore nach 177 Tagen an den fünf Orten der Havelregion: Brandenburg an der Havel, Premnitz, Rathenow, Stölln und Havelberg – ein rund 80 Kilometer langer Abschnitt der Unteren Havel in den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Mehr als eine Million Natur- und Gartenfreunde besuchten die naturnahe Fluss- und Kulturlandschaft, Städte, historischen Gemäuer sowie eingerichteten Ausstellungszentren und Hallenschauen. Die Hansestadt Havelberg, nahe am Zusammenfluss von Havel und Elbe gelegen, war neben dem Dombezirk und der Blumenhallenschaukirche St. Laurentius vor allem wegen dem neu errichteten Natura 2000-Informationszentrum des Biosphärenreservates Mittelelbe – das "Haus der Flüsse" – ein Besuchermagnet im Norden der BUGA-Kulisse.

Das Außengelände, welches auf engstem Raum eine Flussaue inszeniert und bereits mit der Eröffnung der BUGA im April 2015 für die Besucher zugänglich war, wurde zum spielerischen Entdecken der Themenstationen und des Wasserspielplatzes von Groß und Klein genutzt. Das Haus der Flüsse mit seinem vorgelagerten Themenpark war somit ein idealer Ausgangspunkt für Erkundungen der inselförmigen Altstadt auf einem Rundweg. Während der BUGA fanden zahlreiche Veranstaltungen mit insgesamt rund 3500 Teilnehmern im und am Haus der Flüsse statt. Zu den Höhepunkten der Veranstaltungen zählen u.a. der "Tag der Architektur" im Juni 2015. Hier wurde die interessante Bauweise des Hauses der Flüsse aus architektonischer Sicht erklärt und vorgestellt. Die beteiligten Architekten beschrieben neben Konzept, Umsetzung und Nutzung des Gebäudes auch das abgestimmte Landschaftsbild im Außengelände sehr anschaulich, welches den Aufbau der Dauerausstellung widerspiegelt. Auch für die "Woche der Flussfischerei" im August 2015 interessierten sich zahlreiche Besucher. Fischer aus der Region führten täglich im neu entstandenen Havelseitenarm per Boot und Netz Fischzüge vor und berichteten über ihr Handwerk. Anschließend konnte der frisch zubereitete Fisch verkostet werden. Darüber hinaus fanden vielfältige Umweltbildungsveranstaltungen des "Grünen Klassenzimmers" für Kinder und Jugendliche statt. Die Veranstaltungen der Vortragsreihe "Leben MIT der Natur" zu Themen wie "Kleingärten" oder "Sternenpark Westhavelland" wurden ebenfalls sehr gut angenommen. Auch wurden neben der wöchentlichen naturkundlichen Wanderung des Vereins denkMal und Leben e.V. Führungen für regionale aber auch internationale touristische Gruppen im und am Haus der Flüsse durchgeführt. An dieser Stelle möchte sich das Biosphärenreservat Mittelelbe bei allen Akteuren für die Unterstützung der zahlreichen Veranstaltungen bedanken.

Neben der feierlichen Eröffnung war die Abschlusspressekonferenz des BUGA-Zweckverbandes im Oktober 2015 ein weiteres öffentliches Highlight. Zusätzlich zu der Dauerausstellung wurde im Haus der Flüsse während der BUGA auch die NATURA 2000-Ausstellung des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt sowie die Wanderausstellung "Biosphärenreservate Deutschlands" des Verbandes Europarc Deutschland e.V. gezeigt.

Fazit: Die BUGA 2015 war und ist ein großer Gewinn für die Havelregion. Das Haus der Flüsse ist auch nach der BUGA eine sehenswerte Attraktion für alle Natur- und Umweltbegeisterten im Norden Sachsen-Anhalts, wovon die Hansestadt Havelberg auch nachhaltig profitieren wird.

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